🪞 Herzgespräch am Flurspiegel
„Von der Angst, sich selbst zu verlieren und der leisen Stärke, es trotzdem zu versuchen“
Es war schon später Nachmittag,
die Luft im Flur trug den warmen Staub des Tages.
Britni stand vor dem Spiegel.
So, wie sie es manchmal tat, wenn es in ihr arbeitete,
nicht laut, aber beständig.
Wie ein Lied, das man nicht kennt, aber trotzdem mitsummt.
Sie betrachtete sich.
Das Herz auf ihrer Brust,
die leicht schiefen Crocs von Brodie,
das Stirnrunzeln, das sich langsam in ihren Blick geschlichen hatte.
„Du schon wieder“, murmelte sie sich selbst entgegen.
„Mit deinen Gedanken, die größer sind, als du sie manchmal aushältst.“
Ihr Spiegelbild hob nur leicht die Augenbraue.
Britni schmunzelte schwach.
„Ich weiß ja, dass ich nicht alles kontrollieren kann.
Aber… warum fühlt es sich so an,
als müsste ich mich zwischen Sicherheit und Freiheit entscheiden?
Zwischen Nähe und Eigenständigkeit?
Als wäre das eine immer ein Preis für das andere.“
Das Spiegelbild schwieg.
Es war gut darin. Und Britni brauchte das.
Kein Ratschlag. Kein „du musst nur“.
Nur einen Ort, an dem ihre Worte landen konnten,
ohne dass sie sofort bewertet wurden.
Dann, ganz ruhig, setzte sie sich auf den kleinen Stuhl neben dem Spiegel.
Die Kissenhülle lehnte sich an sie wie eine alte Freundin.
Britni zog die Knie an und sprach weiter.
„Ich spüre, dass ich mich nach Klarheit sehne.
Nach dem Gefühl: Ich bin gemeint. Ich bin gewollt. Ich bin sicher.
Aber sobald etwas verbindlicher wird,
zieht sich etwas in mir zusammen.
Nicht, weil ich es nicht will…
sondern weil ich Angst habe, dass ich irgendwann nur noch mitgemeint bin,
und nicht mehr wirklich gesehen.“
Sie blickte auf.
Der Spiegel war noch da.
Aber das Spiegelbild, verschwunden.
Kein Gesicht. Keine Antwort. Kein Echo.
Doch das überraschte sie nicht.
Im Gegenteil.
„Vielleicht ist es heute gar nicht wichtig, dass ich mich sehe“, flüsterte Britni.
„Vielleicht reicht es, dass ich da bin.“
Sie legte die Stirn leicht an die Wand.
„Wenn ich mich spüren kann, brauche ich kein Spiegelbild, um mich zu erkennen.
Vielleicht ist das gerade die größte Nähe zu mir selbst.“
Ein kleines Lächeln stieg in ihr auf,
eines von der Sorte, das sich gleichzeitig nach Mut und Müdigkeit anfühlt.
„Ist das normal?“, fragte sie ins Leere,
aber eigentlich meinte sie das Helle in sich.
Und wie aus dem Nichts formte sich in ihrem Inneren ein Gedanke,
nicht wie ein Spruch, sondern wie eine leise Wahrheit:
✨ Es ist okay, wenn du zögerst.
Es ist okay, wenn du nicht sofort springen willst.
Wichtig ist nur, dass du bei dir bleibst,
während du langsam näher rückst.
Britni nickte.
„Ich glaube, ich will gar nicht weniger Nähe.
Ich will nur wissen, dass ich nicht mich selbst dafür aufgeben muss.“
Sie sah in den Spiegel.
Noch immer kein Bild.
Aber das war in Ordnung.
Denn was zählte, war nicht das, was sie sah,
sondern das, was sie fühlte.
„Ich darf langsam sein.
Ich darf nachfragen.
Ich darf Raum brauchen.
Und ich darf wissen: Wenn es echt ist,
dann hält es auch mein Tempo aus.“
Dann verließ sie den Flur.
Nicht mit einem Schluss,
aber mit einem Anfang.