Mit geliehenem Golfi unterwegs

Man leiht sich kein Auto wie dieses einfach so. Man bekommt es anvertraut.
Und zwar nicht von irgendwem – sondern von Brodie und Joss persönlich. „Kannst du mal eben zum Einkaufen fahren, Professor?“ hatten sie gefragt.
Mit dem typischen Mumpitz-Nicken und einer leichten Verbeugung nahm er den Schlüssel entgegen.

Der grüne Golf, liebevoll „Golfi“ genannt, ist ein treuer Wegbegleiter. Einer, der schon mehr gesehen hat als viele Bücherregale. Und wer ihn fährt, weiß: Das ist kein fahrbarer Untersatz. Das ist Erinnerung auf vier Rädern.
Mit Respekt am Steuer und einer Brötchentüte im Arm tuckert Professor von Mumpitz los. Ganz so, als spüre er die lange Geschichte auf dem Fahrersitz noch nach.

Hinten liegt ein Stadtplan, weil man nie weiß, wohin einen das Leben führt.
„Ich fahr nicht bloß zum Supermarkt“, murmelt er mit einem Seitenblick auf das Rotkehlchen auf der Rückbank, „ich beweg mich durch Raum, Zeit und Brodies Einkaufszettel.“

Und ganz unten, klein, aber unterstrichen, steht:
„Nicht vergessen: Schokolade für Brodie.“
Denn selbst in den Parallelwelten des Mumpitz ist das eine Frage von Anstand und Überleben.

Was nicht auf der Liste steht, zählt trotzdem

Es war Brodies Handschrift.
Das wusste der Professor sofort, denn sie las sich wie ein kleiner Rätselwettbewerb mit Kaffeeflecken.
Er hatte sich Mühe gegeben, wirklich.
Doch was dort stand, ließ Interpretationsspielraum auf höchstem Niveau:

Schoboko?
Brotkönig?
Klo-Salat?
Oder sollte es vielleicht Schokolade, Brokkoli und Coleslaw heißen?
Er entschied sich für alle drei. Sicher war sicher.

Im Supermarkt oder dem Discounter um die Ecke, wie Brodie ihn nannte, begegnete ihm dann eine Dame, klein, alt, charmant, mit einem Wägelchen, das quietschte wie seine eigenen Gedanken.

„Darf ich Sie kurz bemühen, junger Herr? Ich komme da oben nicht ran… die mit Krokant wären schön.“

Der Professor verbeugte sich fast ein wenig.
„Aber gewiss doch. Ich bin Experte für schwer erreichbare Dinge.“
Er griff zur Packung, reichte sie herunter und bekam ein Lächeln geschenkt, das selbst seine Fliege erröten ließ.

An der Kasse dann der Moment der Wahrheit.
Was nicht auf Brodies Liste stand und davon gab es viel, wanderte dennoch auf das Band.
„Für alle Fälle“, murmelte er. Und dann:
Freundlichkeit.
Ehrliche Freundlichkeit.

Ein Lächeln.
Ein kurzer Satz.
Ein „Ich helfe Ihnen eben“ beim Umpacken.
So schlicht. So schön.

Später, im Hof, sagte er leise:
„Sie hatte recht, unsere Brodie. Die Menschen dort sind wirklich besonders. Vielleicht liegt das gar nicht an dem Ort, sondern an ihnen.“

Und die Schokolade?
Lag ganz oben.
Mit einem Post-it drauf:
„Brodie, für dich. Falls ich das Falsche gekauft habe, war es trotzdem mit Liebe.“

Salat mit Erinnerungsdressing

Der Salat war frisch.
Das Baguette noch warm.
Und der Tisch, gedeckt mit dem Untersetzer, auf dem stand: „Schön, dass du da bist.“

Professor von Mumpitz betrachtete ihn fast ehrfürchtig.
„Eine Einladung… in fünf Worten“, murmelte er. „Mehr braucht es manchmal nicht.“

Brodie hatte ihm voller Begeisterung vom Airfryer-Abend bei Nic erzählt.
Eine echte Mädelsrund, mit BBQ-Pommes, Rösti-Ecken, Süßkartoffelpommes…
CJ kam zwischendurch zum Essen, war dann wieder beim Dart, aber der Abend gehörte vor allem dem Quatschen, Probieren und Lachen.

Und mitten in all dem hat Nic Brodie genau diesen Untersetzer geschenkt.
Ein kleiner Moment, der groß bleibt.
Jetzt liegt er bei Brodie auf dem Tisch  und Mumpitz darf darauf sein Glas abstellen.

„Solche Freundschaften“, dachte er, „sind wie karamellisierte Erinnerungen,ein bisschen süß, ein bisschen salzig, und vor allem: fürs Leben haltbar.“

Er kaute nachdenklich, lächelte und notierte sich später still:

„Echte Verbindung zeigt sich nicht im Täglichen, sondern im geteilten Knuspermoment.“ 🥖

Dann hob er sein Glas und diesmal nicht nur im Geiste.
Denn der Untersetzer vor ihm erinnerte ihn daran:

„Schön, dass du da bist.“