Blak – Die Kuh ohne Flecken

Eine Geschichte über Anderssein, Zauberkraft und innere Schönheit.

Am Rand des Drielaker Sees, dort wo das Gras besonders saftig ist, lebte eine Kuh namens Blak. Sie war groß, gemütlich und hatte Flecken, schwarze, runde, eckige, längliche. Manche waren wie Inseln, andere wie kleine Pfützen. Blak war stolz auf ihre Flecken. „Ich bin einzigartig!“, sagte sie gern.

An einem warmen Nachmittag stand sie wie immer am Ufer und kaute genüsslich Gras. In der Nähe planschten ihre Freunde: die Entenküken Pips, Flips, Quaps, Mimi und Rudi. Auch Bugsi und Jegsi, die beiden jungen Enten von der Behelfsbrücke, waren gekommen. Und natürlich Spooner, das mutige Blässhuhn, der gerade eine Pause vom Würmer fangen einlegte.

Alle waren fröhlich, bis plötzlich Pips rief:
„Blak! Deine Flecken! Die sind... WEG!“

Blak sah an sich herunter  und erstarrte.
Wo eben noch ihre schönen schwarzen Flecken gewesen waren, war nur noch glattes, weißes Fell.

Der Zauber aus der Schattenwelt

Zur gleichen Zeit grub sich Luam, der Maulwurf vom Sandweg, durch einen Tunnel direkt unter den See. Er war auf einer Mission: In der Nacht hatte jemand Farbe in den Drielaker See geschüttet, heimlich, gemein und giftig. Damit sich das Wasser nicht veränderte, hatte Luam einen Reinigungszauber aus der Schattenwelt geholt.

„Der macht alles wieder sauber“, murmelte er.
Doch er hatte die Kraft des Zaubers unterschätzt.
Denn als der glitzernde Nebel aus dem Tunnel aufstieg, spülte er nicht nur die Farbe aus dem Wasser, er reinigte alles, was er berührte.

Auch Blaks Fell.

Die große Aufregung

Blak lief aufgeregt umher. „Ich sehe aus wie ein Glas Milch! Wo sind meine Punkte? Ich bin doch Blak, mit B wie besonders!“

Die Enten schauten sie an.
„Also... du bist doch immer noch du“, sagte Rudi.
„Du schnaufst noch beim Lachen“, piepste Mimi.
„Du wackelst immer noch mit den Ohren, wenn du aufgeregt bist“, fügte Bugsi hinzu.

Doch Blak schnaubte.
„Ich sehe komisch aus! Was, wenn mich keiner mehr erkennt?“

Da kam Brodie mit ihrem schwarzen Fahrrad vorbei. Sie stieg ab, wie immer und sah Blak an.
Sie lächelte und sagte:

„Weißt du, ich trage auch manchmal keine bunten Sachen. Und trotzdem erkennen mich die, die mich mögen.“

Blak schniefte. „Aber es fühlt sich so... nackt an.“

Die Entdeckung

Am Abend, als der See ruhig wurde, kam Luam aus seinem Tunnel.
„Blak... ich glaube, ich war das“, sagte er vorsichtig.
„Ich wollte den See retten, aber der Zauber war stärker als gedacht. Deine Flecken... sind sauber geworden.“

Blak schaute Luam an.
Und dann lachte sie.

„Du wolltest Gutes tun. Und weißt du was? Vielleicht ist das meine neue Form. Ich fühl mich... frisch gewaschen.“

Luam seufzte erleichtert.
„In der Schattenwelt gäbe es übrigens Farben zum Rückzaubern.“

Blak schüttelte den Kopf.
„Nein. Ich bleib so. Damit andere sehen, dass man sich nicht verstecken muss, wenn man anders aussieht.“

Ein neuer Glanz

In den Tagen danach kam Blak wieder jeden Tag an den See.
Die Entenküken spielten Verstecken zwischen ihren Beinen. Spooner erzählte Würmer Witze. Und Schnitti, die schwarz-weiße Katze vom Sandweg, rollte sich oft schnurrend in ihrem Schatten zusammen.

Manchmal sah man Kinder vorbeigehen, die flüsterten:
„Schau mal, das ist die Kuh ohne Flecken.“
Und ihre Eltern lächelten.
„Ja. Aber mit einem Herzen, das glänzt.“

Ende