Red und Pointer, Zwei Goldfische auf dem Weg zum Glück

Eine Geschichte über Mut, Vertrauen und das kleine Paradies am Sandweg.

Am Drielaker See, wo das Wasser glitzert und die Boote leise plätschern, lebten einst zwei Goldfische mit glänzenden Schuppen und neugierigen Augen: Red, rund und mutig, und Pointer, schlank und wachsam.

Sie waren ausgesetzt worden, in einem Glasbehälter, den jemand einfach ins Wasser gestellt hatte. Vielleicht gut gemeint, vielleicht auch nicht. Doch Red und Pointer wussten schnell:
„Das hier ist nicht unser Zuhause.“

Es war zu unruhig. Zu viele Möwen. Zu viele schnelle Schatten über dem Wasser. Und niemand, der sich für zwei kleine Goldfische interessierte.

Doch Red hatte von einem Ort gehört, weit weg vom großen See:
Ein schmaler Graben am Sandweg, gesäumt von alten Erlen, unter denen es kühl und ruhig war.
Und dort, so erzählte man, lebten zwei Menschen, Brodie und Joss, die mit den Tieren sprachen. Nicht laut, nicht verrückt. Sondern auf eine Art, die das Herz verstand.

Der große Umzug

Eines Morgens machten sich Red und Pointer auf den Weg. Sie schwammen durch kleine Zuläufe, versteckten sich in Algen, tauchten unter einem querliegenden Ast hindurch und hielten sich sogar kurz an einer Libelle fest, die sie ein Stück mitzog.

Und irgendwann, da war er:
Der Graben am Sandweg.
Still. Klar. Umgeben von Erlen, deren Zweige wie grüne Gardinen ins Wasser hingen.

Und da saßen sie auch schon: Brodie und Joss.
Mit Kaffeetassen in den Händen, auf grünen Gartenstühlen, und einem Blick, der mehr wahrnahm als nur das, was man sah.

„Willkommen“, dachte Brodie, ohne etwas zu sagen.
Aber Red und Pointer fühlten es.

Ein Zuhause mit Herz

Der Graben war perfekt. Der Boden weich, das Wasser frisch, und die Erlen spendeten Schatten selbst an den heißesten Tagen.

Doch das Beste: Schnitti.

Eine schwarz-weiße Katze, die zum Nachbarn gehörte, aber mehr Zeit am Graben verbrachte als irgendwo sonst. Red hatte zuerst Angst, schließlich waren Katzen für Fische keine Freunde.

Doch Schnitti war anders.

Sie setzte sich am Ufer auf einen warmen Stein, schloss halb die Augen und sagte mit einem Blick:

„Keine Sorge. Ich passe auf euch auf.“

Und das tat sie. Wenn eine Krähe zu neugierig wurde, wenn ein neugieriger Spaziergänger zu nah kam, Schnitti war da. Lautlos. Wachsam. Und mit ganz viel Würde.

Brodie nannte sie scherzhaft „die Grabenaufsicht“. Joss nickte nur und schenkte ihr manchmal einen Löffel Milchschaum.

Ein gutes Leben

Red und Pointer lebten jetzt, wie man es sich als Fisch nur wünschen kann.
Sie hörten Brodie lachen, wenn der Kaffee mal wieder überlief.
Sie sahen Joss schmunzeln, wenn ein Vogel auf seinem Zeitungskorb landete.
Sie fühlten sich gesehen, auch wenn niemand laut mit ihnen sprach.

Und manchmal, wenn Brodie den Blick über den Graben schweifen ließ, dachte sie ganz leise:

„Ihr seid gut angekommen. Ich sehe euch.“

Und Red antwortete mit einem kleinen Blubbern. Pointer streckte die Schwanzflosse aus dem Wasser, nur ganz kurz.

Denn manche Grüße müssen nicht laut sein, um zu wirken.

Ende