🌟 5. Dezember – Und plötzlich war fast Weihnachten
📱 Das Handy vibrierte, noch bevor der Wecker klingelte.
„Könntest du heute länger bleiben?“ stand in der Nachricht vom Chef.
Tabea stöhnte leise. Der Kaffee war leer, der Hund kratzte an der Tür, und aus dem Kinderzimmer kam ein genervtes: „Mamaaa, wo sind meine Sportsachen?“
☕ Sie tappte in die Küche, suchte hektisch den Schlüssel, goss Milch über die Cornflakes, die längst durchweicht waren, und schob den Hund mit dem Fuß Richtung Napf.
Noch ehe sie saß, vibrierte das Handy wieder: „Denk an die Elternversammlung um 19 Uhr!“
Sie war müde.
Nicht nur von der Nacht, sondern von allem.
🚗 Die Ampel zeigte Rot, während sie den ersten Anruf des Tages entgegennahm. „Ja, ich schick die Unterlagen noch, gleich wenn ich ankomme.“
Im Rückspiegel sah sie ihre Tochter mit dem Handy spielen. „Kannst du das bitte weglegen?“ – „Aber du guckst doch auch ständig drauf!“
Tabea sagte nichts. Manchmal war Schweigen das Einzige, was blieb, wenn die Kraft nicht mehr reichte.
💻 Der Vormittag verging zwischen E-Mails, Kollegenstimmen und To-do-Listen, die nicht kürzer wurden.
In der Mittagspause kaufte sie schnell Tier Futter, der Hund humpelte seit Tagen. Tierarzttermin? Vielleicht morgen. Vielleicht.
Um halb vier piepste das Handy: Erinnerung an den Nikolausbasar.
„Ach du meine Güte“, murmelte sie.
Sie hatte vergessen, Plätzchen zu backen. Stattdessen kaufte sie auf dem Heimweg zwei Packungen Spekulatius und schob sie in eine Schale.
„Selbstgemacht“ würde heute einfach heißen: selbst gekauft.
🏠 Zuhause dann Chaos.
Die Tochter wollte nicht zum Training. Der Sohn hatte sein Musikheft in der Schule vergessen. Der Hund hinkte durchs Wohnzimmer und legte sich seufzend auf den Teppich.
„Mama, du hast gesagt, du bringst mich heute!“
„Ich weiß! Aber ich kann mich doch nicht zerteilen!“
Ihre Stimme war lauter, als sie wollte.
Es roch nach angebranntem Toast. Irgendwo piepste die Spülmaschine.
Sie hielt inne, den Rücken an die Küchenwand gelehnt, und merkte, wie ihr plötzlich die Tränen kamen.
Nicht viele. Nur so zwei, drei, die man schnell wegwischt, damit keiner sie sieht.
📺 Im Wohnzimmer lief leise der Fernseher. Weihnachtswerbung. Strahlende Familien, perfekt dekorierte Häuser, Glühweinduft, Lachen.
Tabea sah hin – und dachte, dass das Leben manchmal verdammt viel von einem verlangt.
🌙 Es war schon dunkel, als sie mit dem Hund hinausging.
Kalter Atem in der Luft. Über den Dächern flackerten erste Lichterketten.
Jemand hatte ein Radio im Fenster stehen, „Have Yourself a Merry Little Christmas“ säuselte in die Nacht.
Da blieb sie kurz stehen. Ganz kurz nur. Und atmete.
Vielleicht war das Weihnachten, dachte sie – dieser eine Moment, in dem man die Welt einfach für fünf Sekunden anhalten darf.
❄️ Sie zog den Schal fester, schaute zum Himmel. Schneeflocken fielen.
„Schau an“, sagte sie leise zum Hund. „Der Winter hat’s doch noch geschafft.“
Und irgendwo zwischen Müdigkeit, Chaos und Kerzenlicht fühlte sie etwas, das sie längst vergessen hatte: Vorfreude.
Nicht die große, glänzende. Sondern die leise, echte.
Die, die einfach da ist, wenn man kurz still wird.
🎄✨ Weihnachten kommt immer, nur nicht immer so, wie wir’s planen.
💫 Nachklang
Viele erkennen sich in dieser Geschichte ✨
Vielleicht ohne Kinder, ohne Hund, ohne Basar, aber mit dem gleichen Gefühl: alles läuft, nur man selbst bleibt irgendwo dazwischen stehen.
🕯️ Es ist diese Zeit im Jahr, in der so vieles gleichzeitig passiert.
Man will es allen recht machen, und oft ist man selbst der Mensch, der dabei zu kurz kommt.
Da hilft kein Ratgeber und kein Planer. Nur ein leises Eingeständnis: Ich kann nicht alles. Und das ist in Ordnung.
🍪 Warum muss der Kuchen selbst gebacken sein, wenn gekaufter auch schmeckt?
Warum muss man auf jedem Fest erscheinen, wenn der Abend auf dem Sofa eigentlich das ist, was man gerade braucht?
Nicht, weil man faul ist, sondern weil man Mensch ist.
❄️ Vielleicht liegt darin das kleine Weihnachtswunder, das gar nicht nach Glitzer aussieht:
Wenn man es schafft, kurz auszusteigen aus dem noch schnell und ich muss noch.
Wenn man sich erlaubt, das Unperfekte zu mögen.
Und wenn man spürt, dass echte Nähe nicht davon abhängt, wie perfekt das Leben aussieht, sondern davon, ob man überhaupt noch genug Luft hat, sie zu fühlen.
🎄✨ Manchmal ist „nicht geschafft“ das ehrlichste Zeichen, dass man gelebt hat.
💭 Und ja, das gilt auch für mich selbst.
Ich erkenne mich in solchen Tagen wieder.
Und vielleicht ist genau das der Anfang davon, es beim nächsten Mal ein kleines bisschen liebevoller mit sich selbst zu meinen. ❤️