🚲 Herbstblätter auf der Klingenbergstraße und eine wichtige Erkenntnis 🍂
Die Klingenbergstraße roch an diesem Nachmittag nach feuchtem Laub.
Vor der Schule lagen gelbe und rote Blätter, gemischt mit ein paar Eicheln.
Die 30er Zone war ruhig, nur wenige Autos fuhren vorbei, und ab und zu klingelte ein Fahrrad.
Timo und Jarla kamen gerade aus der Schule.
Sie schoben ihre Fahrräder zum Weg und lachten über etwas, das ihnen im Unterricht passiert war.
„Komm“, rief Timo, „ich fahr schon mal vor.“
Er setzte sich aufs Rad, und noch bevor Jarla etwas sagen konnte, nahm er eine Hand vom Lenker.
Dann noch die andere.
Jarla seufzte.
„Timo, mach das nicht“, rief sie. „Der Weg ist voller Blätter.“
Aber Timo hörte nicht.
Er lachte, streckte die Arme aus wie ein Flugzeug und griff gleichzeitig nach seinem Handy in der Jackentasche.
„Ich will schnell ein Video machen“, rief er. „Nur ganz kurz.“
Doch in der 30er Zone, genau vor dem Schulzaun, rollte eine kleine Eichel unter sein Vorderrad.
Das Rad wackelte.
Die Blätter rutschten weg.
Und bevor er das Handy wieder wegstecken konnte, kippte er zur Seite und schlug unsanft auf den Boden.
Jarla bremste so schnell sie konnte.
„Timo!“ rief sie, sprang vom Rad und lief zu ihm hin.
Timo hielt sich den Arm.
Sein Gesicht war blass und er schnappte leise nach Luft.
„Aua“, flüsterte er. „Das tut richtig weh.“
Ein paar Eltern, die ihre Kinder abholten, liefen sofort hin.
Jemand rief einen Krankenwagen.
Timo wurde vorsichtig auf eine Trage gelegt, und Jarla durfte mitfahren, weil sie seine beste Freundin war und er sie unbedingt bei sich haben wollte.
Im Krankenhaus war alles hell und ruhig.
Ein Arzt sah sich Timos Arm an.
„Es ist nichts Schlimmes gebrochen“, sagte er freundlich, „aber du hast dir den Arm heftig geprellt. Das tut ordentlich weh.“
Timo nickte und sah beschämt zu Boden.
Der Arzt sah ihn lange an, aber nicht streng, sondern warm.
„Sag mal“, fragte er sanft, „warum bist du freihändig gefahren und hattest auch noch dein Handy draußen?“
Timo presste die Lippen zusammen.
„Ich wollte einfach cool aussehen“, murmelte er. „Und ich dachte, es passiert schon nichts.“
Der Arzt lächelte leicht.
„Weißt du“, sagte er, „du musst nicht cool aussehen. Du bist es doch schon. Und wenn du beide Hände am Lenker hast, bist du sogar noch mutiger als vorher, weil du zeigst, dass du auf dich aufpasst.“
Timo schluckte.
Dann nickte er.
Als sie später aus dem Krankenhaus kamen, wartete Timos Mutter draußen.
Sie drückte ihn nicht zu fest, nur so, dass er spürte, dass alles gut wird.
Jarla schob sein Fahrrad neben ihm her.
Die Blätter raschelten.
„Das war echt knapp“, sagte sie leise.
„Ich weiß“, sagte Timo. „Ich mach das nie wieder. Nicht ohne Hände. Nicht mit Handy. Ich will meine Arme schon behalten.“
Jarla grinste.
„Hey, das ist ein guter Plan.“
Und während sie langsam durch die Klingenbergstraße gingen, die in der Abendsonne warm schimmerte, spürten beide, wie wichtig es ist, sich selbst zu schützen.
Nicht, weil jemand schimpft.
Sondern weil man nur einen Körper hat.
Und der verdient Respekt.
✨ Mut heißt nicht, etwas Gefährliches zu tun. Mut heißt, auf sich aufzupassen. ✨